Coaching Gespräche: Reflexion fördern, den Coachee hören können.

Coaching: Chancen statt Kritik. Lösungen statt Probleme.

Im Artikel «Coaching-Gespräch: Möchten Sie einen rundum glücklichen Kunden?» (Quelle: Urs-R-Baertschi.ch) beschreibt der erfahrene Coach und Autor Urs R. Bärtschi, wie ein guter Coach denkt. Einerseits in Chancen statt in Kritik, andererseits in Lösungen statt in Problemen.

Kritik:

«Wenn du deine Abschlussarbeit besser vorbereitet hättest, wären nicht so viele Fehler drin!»

Kritik kann hart und direkt sein. Dieses Beispiel aus der Praxis ist leider kein Einzelfall. Die erwähnte Abschlussarbeit hat sehr viele positive Eigenschaften, die man loben könnte. Zum Beispiel hat der Schüler alle Bilder selbst gezeichnet und XStunden dafür aufgewendet. Sich mit seiner Kritik auf ein paar vielleicht nicht ganz gelungene Punkte zu konzentrieren, erzeugt zwei Verlierer. Den Kritisierenden und den Schüler. Ersterer beweist, dass er klare Führungsmängel hat. Letzter macht eine sehr negative Erfahrung mit Wertschätzung. Aufwand und Ertrag lohnen sich offenbar nicht.

Wenn wir die obige Regel von Urs R. Bärtschi anwenden, würde ein Coach anstelle von negativer Kritik Chancen betonen.

Chancen:

«Du hast sehr viel Zeit in deine Abschlussarbeit investiert. Das sieht man gut. Dein Wille und deine Motivation sind klar ersichtlich. Wenn du diesen Einsatz in dein weiteres Arbeitsleben mitnimmst, wirst du viele deiner Ziele erreichen können. Hat es Dinge gegeben, wo du angestanden bist und auf Hilfe angewiesen wärst?»

Andere Sichtweisen, motivierende Perspektiven und eine Hilfestellung, die Eigenverantwortung fördern. Ein rundum positives Erlebnis, auch wenn noch Korrekturen angebracht werden müssen.

Probleme:

«Deine Rechtschreibung ist fehlerhaft!»

Kritik und Problemstellung. Direkte Ansprache einer möglichen Schwäche des Schülers oder Mitarbeiters. Doch Menschen werden nicht gerne blossgestellt, sie brauchen Verständnis und Zwischenschritte.

Lösung:

«Du hast sehr gute Formulierungen verwendet, die für jedermann verständlich sind. Das ist das Ziel eines Textes. Vielleicht lohnt es sich, bei der Rechtschreibung noch einen Profi zuzuziehen. In Sachen Orthografie hat sich in den letzten Jahren einiges geändert und man kann sich  nicht immer alles merken. Kennst du jemanden, dem du deine Abschrift geben könntest? Es ist wichtig, dass er dich kennt. Damit er deine Denkweisen nicht ändert. Es soll ja dein Projekt bleiben.»

Auf einen notwendigen Zusatzschritt aufmerksam machen und dabei die eigenen Sichtweisen des Mitarbeiters oder Schülers respektieren. Gleichzeitig Aufmunterung zum Mitdenken. Echte Kritik braucht sachliche Auseinandersetzung, mögliche Wege und realistische Ziele. So profitieren beide Parteien.

Langfristig denken. Weiterhelfen.

Feedback und Kritik soll ermutigend sein. Fehler bergen in sich grosse Chancen zur Gewinnung von wertvollen Kompetenzen. Ein erfolgreicher Skifahrer, der noch in keinem Rennen gestürzt ist, wird mit Niederlagen und Misserfolg schlecht umgehen können. Zum Erfolg gehört nicht nur gewinnen, sondern auch hinfallen und wieder aufstehen. Kritik soll zum Mitdenken anregen, Chancen aufdecken und auf Perspektiven hinweisen. Das Ziel eines Coaches ist darum immer, das seine Coaching-Fragen Kunden weiterbringen.

Wir verkennen oft Chancen

Es geht im obigen Beispiel darum, einen Menschen weiterzuführen. Ihn in seiner Entwicklung zu unterstützen und zu fördern. Das ist nicht nur in der Ausbildung so, sondern auch im Berufsumfeld. Da sind Chancen, die wir als das erkennen müssen. Mitarbeiter, die sich ernst genommen fühlen – die merken, mein Beitrag ist wichtig und ich darf Fehler machen – setzen sich bewusster ein. Coaching ist darum ein Führungsinstrument, das Menschen stabilisiert und in ihren Stärken fördert.


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Andreas Räber, GPI Coach

Andreas Räber, GPI Coach

Autor: Andreas Räber, zertifizierter GPI®-Coach